Kabinettausstellung
28.2. bis 28.9.2025
Schloss Wilhelmshöhe
Johann August Nahl der Jüngere entstammte der bekannten Künstlerfamilie Nahl. Nach Studien in Frankreich, England und Italien arbeitete er ab 1793 in Kassel, wo er später Direktor an der Kunstakademie wurde. Er starb vor 200 Jahren.
Ihm zu Ehren widmet die Gemäldegalerie Alte Meister eine Kabinettausstellung, die eines seiner bedeutendsten Werke in den Fokus nimmt: Die Entstehung der roten Rose. Als Venus ihrem geliebten Adonis zur Hilfe eilen will, tritt sie versehentlich in einen Rosendorn, woraufhin das Blut der Göttin die bis dahin weißen Rosen rot färbte. Diese wohl antike Geschichte wurde seit der Renaissance aufgegriffen. Meist wurde die Göttin kauernd gezeigt, wie sie sich den Dorn herauszieht oder Amor ihr dabei hilft.
Nahl verband die Geschichte der Entstehung der roten Rose mit dem ebenfalls seit der Renaissance gängigen Typus der liegenden oder schlafenden Venus. Das Ergebnis ist eine lagernde Göttin, die geradezu entspannt wirkt, obwohl sie eine komplizierte Drehung vollführt. Während ihr Oberkörper sich den Betrachtenden zuwendet, sind die Beine leicht überkreuzt und das verwundete Bein nach oben angewinkelt, so dass Amor ohne Mühe den Dorn entfernen kann. Emotionen oder gar Drama sind verschwunden, es herrscht eine klassizistische Ruhe, die ganz auf eine fast skulpturale Ebenmäßigkeit des idealen weiblichen Körpers abzielt.
Die Kabinettausstellung führt erstmals alle erhaltenen Versionen und Vorstudien zu dem Thema zusammen. Dazu gehören auch einige Zeichnungen, die Nahls Tochter Clementine anfertigte. Ihr künstlerisches Schaffen ist bislang völlig unbekannt gewesen.